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Herstellung

angemischte Farben und meine tragbare StaffeleiHier möchte ich dem interessiertem Besucher die traditionelle Herstellung einer byzantinischen Ikone vorstellen. Dabei kommen nur natürliche Materialien zum Einsatz. Sicher gibt es heute neue und moderne Farben und Farbgrundlagen, jedoch konnten diese nicht über Jahrhunderte überprüft werden, da sie noch zu neu sind. Hingegen sind die alten Überlieferungen der Herstellungsverfahren genauso gegenwärtig wie ihre Werke und überzeugen mit ihrer Haltbarkeit. Die Ausdruckskraft der alten Farbpigmente ist heute noch genauso intensiv wie damals und die alten, im Laufe der Jahrhunderte vergilbten Firnisse lassen sich problemlos entfernen, um die Ikone zu reinigen, ohne diese zu beschädigen. Viele Ikonenmaler benutzen heute neue Farbpigmente, besonders die Blautöne sind sehr beliebt, die man recht selten auch auf alten Ikonen finden kann aufgrund der damaligen finanziellen Mittel und Angebote. Meine Vorliebe gilt der 4-Farb-Gestaltung, denn sie enthält bereits eine sehr reichhaltige, gut aufeinander abgestimmte Farbpalette.

Der Aufbau einer Ikone unterteilt sich in mehrere Schritte, die in einzelnen Schichten aufgebaut sind: Zunächst wird ein Holzbrett zugeschnitten, wobei das Holz gut ausgetrocknet sein muß, und man auf gute Verarbeitung Wert legen muß, damit es sich später nicht verwirft oder gar Risse entstehen. Ein guter Tischler wird die richtige Herstellung beherrschen, in Abhängigkeit von der Größe der gewünschten Ikone. Sehr große Ikonen benötigen auf der Rückseite zwei eingenutete Querstreben zur Stabilisierung. Da Ikonen lange halten sollen, sollte man darauf achten, keine Verschraubungen oder Vernagelungen zuzulassen, da diese nicht so haltbar sind und sich lockern. Alles sollte also mit guten Holzverbindungen und guten Leimen hergestellt werden. Wünscht man sich eine reliefartige Umrandung, so ist diese auszufräsen, keinesfalls sollten Rahmenhölzer verwendet und aufgenagelt werden, da sich im Laufe der Jahre Risse zwischen Leiste und Holzbrett bilden werden.

Aufleimen des TuchesVorbereitung des Malgrundes:
Material: Holzplatte, Leinentuch (Imprägnierung vorher rauswaschen!), Knochenleim, Borstenpinsel
Knochenhautleim, auch Kanninchenleim genannt, gibt es in verschiedenen Ausführungen (grob gekörnt, feines Pulver, feste Tafel). Dieser wird in kaltem Wasser im Verhältnis 1:10 angesetzt (bei pulverisiertem Leim) damit es vorquellen kann. Mit pulverisiertem Leim kann man bereits nach 10 Minuten beginnen, den Leim im Wasserbad leicht zu erhitzen, bis er Fertig aufgetragene Kreideswchichtenklar und durchsichtig geworden ist, dann ist er gebrauchsfertig. Damit wird das Holzbrett von einer Seite satt eingestrichen und über Nacht zum trocknen gelegt. Am 2. Tag wird ein Leinentuch aufgeleimt und wieder über Nacht zum Trocknen gelegt. Am 3. Tag werden die überhängenden Ränder des Leinentuches sauber abgeschnitten und das Tuch noch einmal mit dem Knochenleim bestrichen. Nachdem dies wieder getrocknet ist, beginnen wir am 4. Tag mit der Kalkgrundlage.

Kreidegrundlage:
Material: fertig angesetzter Knochenleim, Gesso (wasserentzogene Kreide), Borstenpinsel
4. Tag: In den im Wasserbad erwärmten Knochenleim wird vorsichtig etwas Gesso eingestreut, bis eine milchige Flüssigkeit entstanden ist. Diese wird auf das mit dem Leinentuch versehene Holz aufgestrichen. Jede dünne Schicht muß erst wieder durchgetrocknet sein, bevor die nächste Schicht kreuzweise aufgetragen werden kann. Hat man drei Schichten aufgetragen, läßt man diese erstmal über Nacht trocknen. Am 5. Tag setzen wir eine kräftigere Gesso-Knochenleim Mischung (etwa wie Joghurt) an, die von nun an Verwendung findet. Damit wird das Holzbrett jetzt, immer kreuzweise, eingestrichen, nachdem die vorherige Lage getrocknet ist. Damit machen wir weiter, bis so an die 15 Schichten aufgetragen worden sind. Wollen wir eine hochglänzende Polimentvergoldung erzeugen, sind dafür bis zu 30 Schichten notwendig.

Schleifen und lackieren:
Ist das Gesso vollständig durchgetrocknet, schleifen wir die überstehenden Ränder bündig, reinigen die Rückseite von eventuellen Kreideflecken und beginnen, zunächst mit groben 100er Schleifpapier, dann mit immer feinerem bis 400er Körnung (bei der Polimentvergoldung bis 800er), die Oberfläche glatt zu schleifen. Mit einem feinem Pinsel reinigen wir das Holz vom Staub und lackieren Ränder und Rückseite des Holzes (sollte ein dunklerer Farbton gewünscht sein, können wir das Holz vorher selbstverständlich beizen). Die erste Lackschicht wird dabei etwas mit Lösungsmittel verdünnt, damit sie beKreidegrund und Rückseiten der Hözer bearbeitet.sser in die Holzfaser eindringen kann. Wenn das getrocknet ist, schleifen wir mit 120er Schleifpapier die kleinen aufgerichteten Holzfasern nochmals ab und lackieren ein zweites Mal. Auch hier schleifen wir nach der Trocknung noch einmal leicht an, ein feines Papier der Körnung 320 ist dafür ideal. Wieder reinigen wir das Holz vom Schleifstaub und lackieren ein drittes Mal die Oberfläche. Sie sollte nun nach der Trocknung glatt und eben sein. Damit ist unser Holz perfekt vorbereitet und wir können mit der Zeichnung beginnen.

Anlegen und Übertragen der Zeichnung:
Material: Reispapier, selbst angefertigtes “Karbonpapier”, Tesafilm, Bleistift, Nadel
Bei der Abschrift byzantinischer Ikonen halten wir uns genau an eine zuvor ausgewählte Vorlage. Diese pauschen wir auf Reispapier durch und übertragen sie mit mit den selbstangefertigtem “Karbonpapier” auf die Ikone. Da das echtes Karbonpapier sich später durch die Ikone durchschwitzen würde, ist es ungeeignet. Wir fertigen uns einen Bogen dünnes Papier an, den wir mit in Wasser gelöster roter Pigmentfarbe einstreichen. Ist er getrocknet, können wir ihn wie Karbonpapier verwenden. Damit nichts verrutschen kann hilft Tesafilm bei der Fixierung der Vorlage auf das Ikonenholz. Zwischen der Vorlage und unserem vorbereitetem Holz liegt jetzt das “Karbonpapier”. Mit einem Stift übertragen wir nun die wichtigsten Linien der Ikone auf die geschliffene Kalkgrundlage. Anschließend ritzen wir mit einer Nadel diese Umrißlinien in den geschliffenen Kalkgrund ein, damit wir sie später noch erkennen können, wenn bereits die ersten Farbschichten aufgetragen wurden.

Vergoldung:
Es gibt zwei Arten der Vergoldung:
a)   mit aufgeklebtem Gold (Sturmgold, die sogenannte Ölvergoldung mit Mixion) und
b) mit Gold, welches mittels einer Netze “angeschossen” und mit Achatstein poliert wird (Polimentvergoldung).


Die erste Möglichkeit ist sehr einfach und schnell. Das Ergebnis ist ein mattes Gold. Wir lösen hierzu etwas Schelllack in Terpentin auf und grundieren damit alle Stellen, die vergoldet werden sollen. Nach der Trocknung bestreichen wir diese Stellen mit Mixeon (ein Kleber auf Harzgrundlage). Es gibt verschiedene Mixeon im Handel. Sie unterscheiden sich in der Trocknungszeit (3 Stunden, 6 Stunden, 12 Stunden). Nachdem wir diese Trocknungszeit eingehalten haben, überprüfen wir mit dem Finger, ob die Trocknung auch wirklich abgeschlossen ist; es sollte ein leichter Wiederstand spürbar sein und etwas quitschen. Dann legen wir das Sturmgold (auf Papier aufgedampftes Gold) direkt auf und reiben es sanft an. Die überhängenden losen Goldteile fegen wir mir einem weichen Pinsel ab.

Die zweite Möglichkeit der Bolos ist aufgetragender Vergoldung nennt sich Polimentvergoldung, ist aufwendiger und das Ergebnis ist eine an massives Gold erinnernde, glänzende Vergoldung von höchster Vollendung. Es erfordert einige Erfahrung und viel Übung. Zunächst wird möglichst altes Eiweiss mit sehr feinem Ton, genannt Bolos, gemischt. Man kann etwas Knochenleim zugeben - jeder hat da so seine kleinen Geheimnisse. Die zu vergoldeten Stellen werden mit diesem Tongemisch eingestrichen. Wir lassen es trocknen und reinigen die Fläche dann mit Watte, um sie anschließend mit einem Achatstein zu polieren bis es glänzt. Dann wird das Gold auf einem mittelweichen Lederkissen in kleinere Vierecke geschnitten und mit einem speziellen breiten Eichhörnchenhaarpinsel aufgenommen. Die maximale Größe eines Vierecks ergibt sich aus der Breite des Pinsels. Dann bestreichen wir auf dem Bolosgrund eine Fläche (etwas größer als die Größe eines Vierecks) mit Alkohol (Wodka, Tsikourdja o.ä.) und legen sofort das Gold mit dem breiten Pinsel an. Dabei “schießt” das Gold vom Pifertige 24 karat Polimentvergoldungnsel auf die Fläche. So fahren wir fort, bis wir etwa 3 bis 4 Blatt Gold verarbeitet haben (nicht mehr, weil es sonst getrocknet sein könnte, bevor wir es poliert haben). Jetzt lassen wir es in Abhängigkeit mit der Luftfeuchtigkeit und Temperatur 30 min. bis ca 1 Std. trocknen. Durch leichtes Klopfen erkennen wir, ob es genügend getrocknet ist; wir klopfen wechselweise leicht auf das Gold und eine unvergoldete Stelle und vergleichen den Klang.Iist der Klang auf beide Flächen gleich, können wir mit dem Polieren beginnen. Hierzu benutzen wir einen perfekt polierten Achatstein, mit dem wir leicht über das Gold fahren. Dann steigern wir den Andruck, bis das Gold zu glänzen beginnt. Da das Gold sehr dünn ist erfordert es Geschick und jede Menge Erfahrung, um dieses Ergebnis zu erzielen. Der Lohn ist eine wunderschön glänzende Fläche, die massiven Gold zum verwechseln ähnlich sieht. Die überhängenden Goldränder werden mit einem Wattestäbchen vorsichtig abgerieben.

Anlegen der Grundfarben:
Die Farben werden mehrmals aufgetagen bis sie decken. Hier der erste Farbauftrag.Die byzantinische Malerei ist mit vier Farben sehr gut zu interpretieren (Ocker, Rot, Schwarz und Weiß), es können aber auch reine Blautöne (reines Ultramarine aus Lapislatsuli) hinzugenommen werden. Eine schöne warme Farbkomposition läßt sich jedoch schon mit den oben genannten vier Farben und ihren Mischungen erstellen, die in mehreren transparenten Lagen übereinander eine reiche Farbpalette erzeugen können.
Um die farbigen Flächen anzulegen rühren wir die pulverisierten Farbpigmente in Eigelb an, dem wir etwas Essig für die Haltbarkeit zugesetzt haben. Ist die Farbe zu dick, können wir sie mit einem Tropfen Wasser verdünnen. Das Inkarnat (Haut) legen wir in dunklerem Ocker-Rot-Schwarz an, Kleidung in seinem dunkelstem Grundton usw.

Das Ausarbeiten der Farben:
Jetzt werden die einzelnen Elemente der Zeichnung (Kleidung, Bäume usw.) farbig aufgebaut. Dabei geht der Ikonen-Maler vom Dunkel ins Licht. Zunächst wird um jedes Element (eine geschlossene Farbfläche wie z.B. ein Umhang oder eine Hand) eine Umrißlinie angelegt, die etwas dunkler als der jeweilige Grundton des Elements gehalten wird. Mit dünnem Pinselstrich werden damit auch Faltenwürfe etc., Augen, Augenbrauen, Nase und Mund skizziert.
Dann werden die Aufhellungen ausgearbeitet und die Malerei bekommt ihre Gestalt. In der Regel kommt die byzantinische Malerei mit drei Aufhellungen aus und erzeugt auf diese Weise ihre einzigartige Ausstrahlung. Dabei wird dem Grundton für die erste Aufhellung etwas weisses Pigment hinzugegeben. Bei einigen Grundtönen kann auch oder/und Ocker zur Aufhellung verwendet werden. Die zweite Aufhellung enthält noch mehr Weiss bzw. Ocker als Zugabe zum Grundton und die dritte Aufhellung, das sogenannte Licht, enthält deutlich mehr Weiss bzw. Ocker.
Zum Schluß können einige Elemente wie z.B. der Umhang der Mutter Gottes mit feinem Purpur lasiert werden. Beliebt sind auch feiJohannes der Theologe auf Olivenholz. Der kleine Engel auf der Schulter flüstert Johnannes das Evangelium ins Ohr. Wir sehen also hier eine Szene, wie Johannes das Evangelium schrieb, und darum hält er auch ein Tintenfass in der linken Armbeuge.ne Goldlinien, mit denen der Umhang Christi u.a.m. ausgearbeitet werden können. Dazu sind eine ruhige Hand und ein sehr feiner Pinsel notwendig.
Nun muß die Ikone bis zu 6 Monaten durchtrocken, bis der chemische Prozeß zwischen Eigelb, Essig und Farbpulver völlig abgeschlossen ist. Die Ikone ist jetzt gegen Wasserspritzer resistent. Damit sie jedoch auch gegen Abrieb (viele Ikonen werden von den Gläubigen geküßt und angefaßt), Schmutz und Ungeziefer resistent bleibt, wird sie nach der Trocknung mit einem Firnis aus gelöstem Harz überzogen.

Wer wirklich bis hierher gelesen hat und jetzt über den Aufwand und die Mühen weiß, möchte vielleicht eine solcherart gefertigte Ikone kaufen. Ich hoffe, das es nun verständlich ist, warum es grosse Preisunterschiede bei Ikonen gibt. Günstige, aber industriell hergestellte - gepreßte - Ikonen tragen oft das Label “in Handarbeit” - doch dabei sind  oft nur wenige Pinselstriche per Hand gesetzt, um die Richtlinien eines solchen Labels zu erfüllen und der Rest ist leider reine Massenproduktion.

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